Der größte Teil der kulturellen Produktion der letzten Jahrzehnte
wäre durch einfaches Turnen und zweckmäßige Bewegung im Freien
mit großer Leichtigkeit zu verhindern gewesen.

Bertold Brecht

Bilder und Objekte

Kunst ist nach unserer Auffassung nichts, was man etablierten Künstlern überlassen darf und was seinen Platz lediglich im Museum haben soll. Vielmehr betrachten wir Kunst im weitesten Sinn als das bewußte Gestalten unserer Umwelt nach selbstgesetzten Prinzipien. Deshalb ist letztlich weder eine Unterscheidung von sogenannter hoher Kunst und Volkskunst gerechtfertigt noch eine recht beliebige Festsetzung des Warenwertes von Kunst auf dem internationalen Kunstmarkt.

Künstlerisches Arbeiten und Gestalten ist uns ein elementares Bedürfnis. Es bedeutet uns mehr als reine Feierabendtätigkeit. Wir haben versucht aus der Stammtischweisheit der Museumsbesucher beim Betrachten moderner Kunst Das kann ich aber auch! unsere Konsequenzen zu ziehen und aktiv zu gestalten. Wenn wir mit einigen ausgewählten Arbeiten Besuchern Anregungen und Lust zu eigener Initiative geben können, ist der Zweck dieser Seite vollauf erfüllt.

Doors (2001)

Doors ist der Titel zweier großer Farbtafeln, die einen Durchgang nach Außen markieren. Die Tafeln sind in den Komplementärfarben orange und blau gehalten mit einem stilisierten Türgriff. Die Dimensionen sind nach strengen Proportionen gewählt: die Größe einer Platte beträgt 60x180cm; die Türgriffe, die wiederum als orthogonale Türen verstanden werden können, besitzen dasselbe Größenverhältnis und haben eine lange Seite von 30 cm. Die Farben sind auf beiden Platten jeweils vertauscht.

Trotz der hoch symmetrischen Anordnung ist der Charakter jeder Platte dennoch verschieden. Es entsteht ein Spannungsfeld beim Durchschreiten der leeren Mitte. Während die Arbeit in erster Linie einen stark plakativen Charakter aufweist und vor allem dem Konstruktivismus verpflichtet ist, sind durch die Anordnung gemäß eines Triptychons, dessen Mitte leer bleibt auch theologische Interpretation denkbar.

3D Wechselrahmen

Bilderrahmen kennen wir meist als zweidimensionale rechtwinklige Objekte. Mit dem dreidimensionalen Wechselrahmen sind wir eine Dimension weitergegangen. Der Rahmen besitzt eine quadratische Grundfläche von 40x40cm und hat eine Höhe von 200cm. Zur Stabilität wurde die untere Auflagefläche mit einer handelsübliche Gehwegplatte von 5cm Stärke beschwert. Das Rahmenmaterial besteht aus unbehandeltem Stahl.

Der Rahmen eignet sich sowohl für Innenräume als auch für den Garten. In ihm lassen sich auf einfache und schnelle Weise vielfältige kreative Vorstellungen realisieren. Links sind eine Reihe aufgehängter Spielkarten an Fäden verschiedener Längen zu sehen, die zum Schutz vor Wettereinflüßen laminiert wurden. Rechts sind drei Naturschwämme in Acrylfarben des Farbkreises mit blau, rot und gelb getränkt worden.
3D Wechselrahmen

Engel von Anja Leonhardt (1993)

"Engel" lautet eine Figur von Anja Leonhardt, die als Goldschmiedin in Hamburg lebt. Mit einfachsten Schrottmaterialen wurde die hochdynamische Figur eines auf die Erde abgestürzten Engels geschaffen. Beim Sturz aus großer Höhe verschob sich der Rücken- und Brustpanzer. Ein Flügel ist ramponiert und der Kopf (unten) schaut konsterniert. Der Heiligenschein, auf dem das Logo "Jesus lebt" zu lesen ist, hat sich am linken Fuß verfangen.

Mit einem kräftigen Schuß Humor hat Anja Leonhardt ein Bild eines Engels entworfen, der der Schwerkraft ebenso ausgesetzt ist wie wir Menschen. Nichts, auch nicht das Heilige, kann von Menschlichem-Allzumenschlichem getrennt betrachtet werden, scheint die Künstlerin sagen zu wollen und demontiert im wahrsten Sinn des Wortes überkommene Vorstellungen von Engeln.

Engel von Margit Gill (2002)

Die Engelsfigur aus Ytonstein mit den Dimensionen 20x20x60cm stammt von Margit Gill aus dem Jahr 2002. Yton hat den Vorteil, dass es leicht zu bearbeiten ist; allerdings ist es im Freien am besten geschützt aufzustellen um das empfindliche Material nicht zu sehr der Witterung auszusetzen.

Hier wird das Thema Engel mit ganz anderem Ernst angegangen als bei Leonhardt. Die Figur wirkt stark dynamisch, mit flammendem Haar erscheint sie beinahe bedrohlich, auch sie offensichtlich auf dem Weg zu den Menschen. Es scheint keineswegs sicher, dass der Engel eine gute Nachricht bringt. Der heilige Ernst der Botschaft wird lediglich durch die ätherische Darstellung der Figur gemildert, die stark an den Jugendstil erinnert.

E.Gill, Stand: 2003/07/14